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Feuerwehr in Togo - Hilfe zur Selbsthilfe
Im März 2012 haben 3 Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Gernlinden die Feuerwehr in Togo besucht. Einer der Kameraden, Belo F., ist selbst Togoer und lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Er ist seit 5 Jahren aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Gernlinden. Alle drei nahmen an einem Praktikum bei der örtlichen Feuerwehr teil, zwei von den drei Kollegen absolvierten außerdem ein Praktikum im Krankenhaus im Rahmen ihres Studiums in Lomé.
 


Togo
Togo, ein Land in Westafrika, liegt am Golf von Guinea und grenzt im Westen an Ghana und im Osten an Benin, im Norden liegt Burkina Faso. Bis zum ersten Weltkrieg war Togo eine deutsche Kolonie, danach unter französischer Führung und wurde 1960 unabhängig. Togo wird durch eine Präsidialrepublik verwaltet, ebenso ist das Militär sehr wichtig. Momentan zählt Togo ca. 6,5 Mil. Einwohner und nimmt eine Fläche von 56,785km2 ein. Der Großteil des Landes besteht aus Steppe mit vereinzelten Wäldern die man als Agrarfläche nutzt. Die Hauptstadt ist Lomé, welche direkt am Meer liegt, und neben einem internationalen Flughafen auch den einzigen Tiefseehafen Westafrikas hat. Die Landbevölkerung lebt unter einfachsten und ärmlichen Bedingungen.
Auf dem Lande werden die Häuser aus Lehm und Strohdächer gebaut. In größeren Orten gibt es max.
eingeschossige Gebäude, nur in Lomé gibt es einige wenige Hochhäuser mit ca. 15 Stockwerken, die als Regierungsgebäude fungieren bzw. Firmengebäude sind. Geteerte Straßen gibt es nur im Zentrum von Lomé, einige wichtige größere Einfallsstraßen sind ebenfalls besser ausgebaut. Bis auf wenige Straßen gibt es keine Straßennamen und keine Nummerierung. In Notfällen sind Alarmierungen deswegen erschwert.

Kontaktaufnahme
Da einer der deutschen Kameraden selbst ein Togoer ist, kannte dieser vor Ort die behördlichen Strukturen. Vor Antritt der Reise wurde der Botschafter von Togo in Berlin und die deutsche Botschaft in Togo informiert, über den Besuch der Feuerwehr in Lomé, da man nicht wusste, wie die Behörden reagieren würden. Nach einer Audienz im Außenministerium in Lomé wurde der Besuch der Feuerwehr erlaubt. Alle 3 Kameraden wurden während ihres Aufenthaltes gut betreut und auch ein Fahrzeug mit Fahrer für Einsatzfahrten wurde gestellt.

Medizinische Versorgung
Eine medizinische Grundversorgung gibt es in Togo nur bedingt, auch als Tourist ist es schwierig in einem Notfall adäquate Hilfe schnell zu bekommen. In einem Abstand von ca. 30-50km gibt es in jeder größeren Ortschaft ein für jeden zugängliches Dispansier. Dies ist meist eine sehr einfach ausgestattete Krankenstation unter der Leitung der örtlichen Krankenschwester im Dorf. Hier kann man einfache Untersuchungen wie Blutdruck, Puls und Temperaturmessungen durchführen, eventuell ist auch ein Mikroskop vor Ort um einen Blutausstrich zur Malariadiagnose durchzuführen. Falls Material vorhanden, kann hier die Bevölkerung Medikamente und Verbandsmaterial gegen Bezahlung erwerben. In Städten findet man größere Privatpraxen, die in der Regel ambulante Eingriffe anbieten, besonders im Bereich Pädiatrie und Gynäkologie.
Die zwei Kameraden arbeiteten im Universitätsklinikum CHU Tokoin. Theoretisch gibt es hier sämtliche Fachrichtungen, jedoch aufgrund fehlender Mittel wurden oft nur Basismaßnahmen ergriffen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass es in Togo keine Krankenversicherungen bis jetzt gibt. So muss der Patient selbst zahlen, wenn er kein Geld hat wird auch nicht behandelt. Darum sammelt oft eine ganze Großfamilie das letzte Geld zusammen, damit überhaupt einige Untersuchungen des Angehörigen durchgeführt werden können. Da es nur einen sehr rudimentären Rettungsdienst in Lomé gibt, kommen viele Patienten per Taxi oder privatem PKW in die Notaufnahme. Die meisten Einsatzfahrzeuge, die man im Land sieht, auch von einigen Hilfsorganisationen, beschränken sich nur auf einen Patiententransport. Die Krankenhäuser sind in der Regel auf die Behandlung von
intensivpflichtigen Notfallpatienten nicht eingerichtet, Schockraum oder Intensivstation gibt es nicht.
Die Hauptfeuerwache in Lomé
Die Feuerwehr in Togo ist dem Militär untergeordnet und untersteht somit dem Sicherheits- und Verteidigungsminister. So fallen einem bei der Einfahrt in die Hauptfeuerwache, welche die einzige Feuerwehr für ganz Togo ist, die mit einem Sturmgewehr salutierenden Feuerwehrkameraden auf.
Zwar gibt es noch eine Feuerwehr am Flughafen und am Hafen, diese stellen aber selbstständige Einheiten dar und sind im regulären Rettungswesen nicht mit eingebunden.
Die Hauptaufgabe der im Zentrum gelegenen Feuerwehr ist die Brand- und Unfallhilfe sowie
technische Hilfeleistungen. Pro Tag rücken die Feuerwehrmänner und Frauen ca. 30mal aus, wobei ein Großteil der Einsätze auf die Notfallrettung fällt. Das Einsatzgebiet beschränkt sich auf den Großraum der Hauptstadt Lomé, alle Einsatzorte, die weiter als eine Stunde liegen, werden nicht mehr angefahren. In einem 24 Stunden Schichtsystem arbeiten pro Schicht ca. 70 Feuerwehrkameraden.
Die Feuerwache selbst wurde in den 60iger Jahren erbaut und besteht aus Unterrichtsraum,
Aufenthaltsräumen, Büros und einer kleinen Einsatzzentrale, sowie Garagen und einem
Werkstattbereich. Das Gebäude konnte seit dem Erbau nicht mehr gewartet werden.
Aktuell hat die Feuerwache in Togo 12 Fahrzeuge und 4 Schlauchboote, jedoch waren während des Besuches nur ca. 6 Fahrzeuge technisch einsetzbar. Der Fuhrpark besteht aus deutschen, französischen, amerikanischen und aus asiatischen Fabrikaten. Das ist problematisch, weil die Mannschaft oft die fremdsprachigen Bedienungsanleitungen nicht lesen kann. Wenn Ausrüstung vorhanden, ist diese nur minimal und deckt nur einfachste Arbeitsmittel ab. Trotz erschwerter Bedingungen wird oft Erstaunliches geleistet.

Für die Notfallrettung stehen der Wache zwei allradgetriebene Fahrzeuge zur Verfügung, auf denen man jeweils eine Trage für den Patiententransport verladen hat. Die Medizinische Ausrüstung besteht nur aus Infektionsschutzhandschuhen für das dreiköpfige Team pro Jeep (Fahrer, Funker, Sanitäter).
Da die Mannschaft kein medizinisches Equipment dabei hat, beschränkt man sich auf die schnelle Rettung und einen zügigen Transport ins Krankenhaus.
In ganz Togo gibt es nur einen öffentlich funktionierenden Hydranten, an der Hauptfeuerwache. Andere Hydranten, die man in der Stadt verteilt sieht, sind nicht an ein Wassernetz angeschlossen und sind völlig verrostet. Hier hilft man sich mit Tanklöschfahrzeugen aus. Bei Brandeinsätzen rückt deshalb ein TLF mit Gruppenbesatzung aus. Wird mehr Löschwasser benötigt, folgt ein TLF 24/50 oder ein umgebauter Tankwagen. Im Pendelverkehr mit diesen Fahrzeugen wird dann versucht die Löschwasser-Versorgung aufrecht zu halten. Da die meisten Pumpen defekt sind, ist eine Brandbekämpfung nur im EG eines Gebäudes möglich, Atemschutzgeräte für einen Innenangriff stehen nicht zur Verfügung. Die einzige Drehleiter ist schon seit längerem defekt und der Skylifter ist nur bedingt einsatzfähig.
Für Verkehrsunfälle steht ein handbetriebener hydraulischer Rettungssatz, ca. 30 Jahre alt, bereit.
Jedoch ist dieser auf einem Fahrzeug verladen, das momentan nicht fahrfähig ist. Da aufgrund der schlechten Verkehrswege und der technischen Zustände der PKWs/LKWs ein schnelleres Fahren als 50 km/h fast unmöglich ist, benötigt die Feuerwehr den hydraulischen Rettungssatz äußert selten.
In der nördlich gelegenen Stadt Kara gibt es zwar seit den 60iger Jahren auch eine zweite
Feuerwache, welche aber nicht besetzt ist und sich nach wie vor im Rohbau befindet.
Im gesamten Land gibt es in den größeren Ortschaften Polizei- bzw. Militärposten, diese werden auch immer wieder von der Bevölkerung bei Unfällen alarmiert, können aber in Notsituationen nichts weiter unternehmen.
Der Feuerwehrcolonel, mit dem wir uns in vielen Gesprächen austauschten, hat in Frankreich studiert und bemüht sich sehr um einen Neuaufbau des Rettungswesens in Togo. So konnten in letzten 2 Jahren ca. 300 Feuerwehrleute neu ausgebildet werden. Ziel ist es so bald als möglich den Betrieb in der leerstehenden Feuerwache in Kara aufnehmen zu können. Den Kameraden aus Togo wurden 10 C Schläuche, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel als Geschenk überreicht. Außerdem übergaben die 3 deutschen Kameraden ein paar Schilder zur besseren Absicherung von Unfallstellen vor Ort.
Diese hatte ein örtlicher Handwerker aus einfachen Holzplatten gefertigt. Nach einer kurzen
Unterweisung wurden die Schilder und Winkerkellen gleich bei Einsätzen im Straßenverkehr benutzt.
Nicht nur das sichere Arbeiten der Einsatzkräfte wurde verbessert, sondern auch den Verkehrsfluss.
Zusätzlich wurden Kontakte zum Roten Kreuz geknüpft. Dieses verfügt in jedem Stadtteil über eine Ortsgruppe an freiwilligen Helfern, die sich bei Großschadenslagen sehr engagieren. Die Ausbildung dieser Einheiten ist sehr gut (BLS Niveau), leider haben sie zu wenig Ausrüstung. So werden Brüche mit Pappkarton und Stoffstreifen geschient, was
allerdings eine gute Wirkung erzielt. Auch versuchte man diese „SEGs“ in eine Alarmierung zu integrieren als Helfer im Vor- Ort -System. Was sich aber schwierig gestaltete, da man nur auf ein Handynetz als Alarmierungs- und Kommunikationssystem zurückgreifen kann

Fazit
Dass Togo ein funktionierendes Rettungswesen benötigt, haben uns alle Einheimischen, mit denen wir Kontakt hatten, bestätigt. Das Bewusstsein und der Wille zur Hilfe in Notsituationen sind vorhanden.
Positiv ist auch, dass es Grund- und Basiseinrichtungen wie die Feuerwache, Polizeistationen und Ausbildung in der ersten Hilfe in Lomé gibt. Doch sind noch große Anstrengungen von Nöten um die Situation zu verbessern. Dies kann schon durch Intensivierung von Schulungsmaßnahmen verbessert werden. Togo ist ein schönes und interessantes Land, welches man auch als Tourist entdecken kann.
Abschließend möchten sich die 3 Kameraden bei allen Feuerwehrleuten aus Togo bedanken für das herzliche Miteinander, für den ausführlichen Gedankenaustausch und für die sehr gute Betreuung.
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